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23.05.2023 VLK

Grund­la­gen­stu­die „Au­er­huhn in Vor­arl­ber­g“ vor­ge­stellt

In einem dreijährigen Forschungsprojekt wurden wichtige Grundlagen für eine zukünftige Förderung der größten heimischen Waldvogelart Auerhuhn geschaffen.

wichtiger Schritt für den Erhalt

„Die im Auftrag des Landes Vorarlberg und in Kooperation mit der Vorarlberger Jägerschaft, BirdLife Vorarlberg und der Stiftung Gamsfreiheit durchgeführte Studie ist ein wichtiger Schritt für den Erhalt des seltenen und geschützten Auerhuhns“, informierte Landesrat Daniel Zadra beim heutigen (Dienstag) Pressegespräch bei der inatura in Dornbirn: „Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel für die fruchtbringende Zusammenarbeit verschiedener AkteurInnen aus unterschiedlichen Disziplinen zum Schutz der Artenvielfalt.“

Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) zählt gemeinsam mit Birkhuhn, Haselhuhn und Schneehuhn zu den vier heimischen Raufußhuhnarten. Das Auerhuhn steht gemäß Europäischer Vogelschutzrichtlinie auf der Liste der geschützten Vogelarten in Europa.  Einst weit verbreitet zwischen Partenen und dem Pfänderstock ist es in den letzten Jahrzehnten still geworden um den „Urhahn“ in Vorarlberg. Zuletzt wurde der Auerhuhnbestand in Vorarlberg von Fachleuten auf nur mehr 40 bis 80 balzende Hähne geschätzt. „Das Auerhuhn ist auf nadelbaumreiche, lichte und gut strukturierte Wälder mit reicher Bodenvegetation angewiesen.“, erläuterte Hubert Schatz, Wildökologe des Landes Vorarlberg, „Veränderung in der Waldstruktur hin zu dichten Wäldern und fehlender Offenflächen waren wohl die Hauptgründe für das „stille“ Verschwinden des Auerhuhns in Vorarlberg“.

Forschungsprojekt liefert wichtige Bestandszahlen und Informationen zur genetischen Ausstattung der Vorarlberger Auerhuhnpopulation

Um mehr über die Verbreitung, die aktuelle Lebensraumqualität und sinnvolle Maßnahmen zur Förderung des Auerhuhns in Vorarlberg in Erfahrung zu bringen, wurde im Auftrag des Landes Vorarlberg und in Kooperation mit der Vorarlberger Jägerschaft, BirdLife Vorarlberg und der Stiftung Gamsfreiheit ein landesweites Auerhuhn-Projekt initiiert. Im Zuge des dreijährigen Projekts wurden rund 800 Auerhuhn-Datensätze, bestehend aus historischen Funddaten aus unterschiedlichen Datenbanken und Literatur sowie aktuelle Nachweise gesammelt und ausgewertet. Dabei konnten 55, mehrheitlich männliche Auerhuhn-Individuen für Vorarlberg nachgewiesen werden. Bei einem angenommenen Geschlechterverhältnis von 1:1,4 Hahnen und Hennen führt dies zu einem geschätzten, landesweiten Mindestbestand von 91 Individuen. „Trotz der insgesamt guten genetischen Diversität deuten die Detailauswertungen aber bereits auf eine signifikante Populationsstruktur mit klar abgrenzbaren Teilpopulationen hin“, erklärte Florian Kunz vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der BOKU in Wien, „Das bedeutet, dass zwischen den einzelnen Teilpopulationen wahrscheinlich nicht mehr genügend Austausch bzw. Genfluss besteht“.

Waldbauliche Maßnahmen und Vernetzung sind der Schlüssel für Erhalt und Stärkung der seltenen Waldart

„Ein regelmäßiger Austausch zwischen den Teilpopulationen ist gerade für die Situation in Vorarlberg von wesentlicher Bedeutung“, erklärte die Expertin und Projektbeteiligte Monika Pfeifer von Büro am Berg, „Ein solcher Genfluss kann Inzucht verhindern, die genetische Vielfalt erhalten und ist ein wesentlicher Faktor für das langfristige Überleben einer Art. Hierfür sollten aktiv Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung aktueller und potentieller Lebensräume gesetzt werden“. Damit diese Ziele erreicht werden können, benötigt es gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten aus den Bereich Jagd, Forst und Naturschutz, aber auch Tourismus und Raumplanung. Eine erste Voraussetzung hierfür ist ein grundlegendes Wissen über die Lebensraumansprüche des Auerhuhns. „Die zahlreichen Begehungen mit Jägern, Förstern und Waldaufsehern im Rahmen des Projekts haben gezeigt, dass sich viele der notwendigen Maßnahmen für das Auerhuhn gut in die reguläre Waldbewirtschaftung einbinden lassen“, zeigte sich Stephan Philipp, Fachbereichsleiter für Waldökologie im Amt der Vorarlberger Landesregierung überzeugt.

Zu den wichtigsten forstlichen Maßnahmen zählen die gezielte Auflichtung von Waldbeständen, die Schaffung und der Erhalt von Lücken im Bestand sowie die Förderung der natürlichen Bodenvegetation, insbesondere von beerentragenden Zwergsträuchern, als Nahrungsgrundlage und potentielle Brutstandorte. Daneben sollten menschliche Störeinflüsse auf die äußerst scheue Wildtierart im Rahmen von Freizeitaktivtäten und Tourismus in den Kerngebieten mit entsprechenden BesucherInnenlenkungsmaßnahmen geringgehalten werden.

Regelmäßiges Monitoring zeigt Wirksamkeit der Maßnahmen

Bis es mit den Auerhuhn-Beständen in Vorarlberg wieder aufwärts geht, werden jedenfalls noch einige Anstrengungen notwendig sein. „Die Wirksamkeit umgesetzter Maßnahmen sowie aktuelle Entwicklungstrends der Auerhuhnbestände in Vorarlberg sollen durch ein regelmäßiges Nachweis- und Lebensraummonitoring unter Einbeziehung aller beteiligten Jagdreviere, Forstbetriebe und Schutzgebiete zukünftig besser einschätzbar sein“, erklärte Christian Kuehs, Projektkoordinator und Natura 2000-Regionsmanager im Montafon und Klostertal, „Dadurch können Maßnahmen zum Schutz und Förderung des Auerhuhns fortan effizienter und zielgerichteter umgesetzt werden.“

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