Nahwärme Hard
Grünes Licht für eine ökologische Zukunft
Um die Nahwärme Hard GmbH ist es die letzten Jahre ruhig geworden. Nun wurde mit der illwerke vkw AG ein kompetenter Partner gefunden, der das Nahwärmenetz auf die nächste Entwicklungsstufe heben wird und noch dazu eine zukunftsträchtige und nachhaltige Lösung für die Wärmeabnehmer zur Verfügung stellt. Doch der Reihe nach:
Die Nahwärme Hard GmbH wurde 2010 gegründet. Von Anfang an war die Marktgemeinde Hard Mitgesellschafterin und hielt bislang einen Anteil von 36% an der Gesellschaft. Aktuell werden 64 Kunden (davon 45 Privathaushalte) über das ca. 9 km lange Nahwärmenetz mit Wärme versorgt. Die größten Abnehmer sind die Industrie und die Marktgemeinde Hard, die selbst den Großabnehmern angehört.
Da die weiteren Gesellschafter Fa. Loacker und Raiffeisenbank Bodensee-Leiblachtal im Jahr 2022 bekannt gaben, ihre Anteile verkaufen zu wollen, war die Marktgemeinde Hard mit der Frage konfrontiert, wie mit dem eigenen Anteil umgegangen werden soll. Rasch war klar, dass eine Übernahme der Anteile der weiteren Gesellschafter aus finanziellen Gründen, aber auch aus gesetzlichen Gründen kritisch zu beurteilen sind. Denn die wirtschaftliche Führung eines privatwirtschaftlichen Unternehmens (mit dem nötigen Know-How, heiklen Interessenskonflikten als Verkäufer und zugleich auch Kunde etc.), zählt nicht zu den Kernaufgaben einer Gemeinde, die mit diesem Unternehmen am freien Markt teilnehmen müsste.
Im Frühjahr 2022 wurde Bürgermeister Staudinger von den weiteren Gesellschaftern über die Entscheidung informiert, dass diese ihre Anteile verkaufen wollen. Damit stand fest, dass mit dem Wegfall des Gesellschafteranteils der Fa. Loacker die Nahwärme Hard GmbH ohne Wärmeerzeuger (Biogas mit Backup über fossiles Erdgas) dazustehen drohte. Die Verträge mit den Wärmekunden wären am 1.1. 2026 ausgelaufen – mitten in der Heizsaison.
Anfang 2023 fand eine erste gemeinsame politische Beratung mit allen Fraktionen über den Verkaufsprozess statt. Im Juni 2023 fand dann die erste Vorbesprechung über den Verkauf der Nahwärme Hard GmbH statt. Eine Bewerbergesellschaft wurde eingeladen, ihr Konzept vorzustellen.
Am 13. September 2023 wurde die Politik informiert, dass zwei Interessenten im Rennen um den Verkauf sind. Beide Bewerber favorisierten den Neubau eines Biomasse-Heizkraftwerks (Hackschnitzel). Die Anbieter wollten auch 100% der Anteile übernehmen (und keine Mitsprache der Gemeinde, bzw. nur unter entsprechenden Abschlägen auf den Kaufpreis, was wiederum nicht im Sinne der weiteren Gesellschafter war).
Für uns Grüne war rasch klar: Da die Gemeinde keine nennenswerten Waldvorkommen besitzt, müsste die Biomasse herangeführt werden. Aus ökologischen Gründen ist die Verbrennung von Biomasse wenig sinnvoll (Abgase, Feinstaub, Abhängigkeit von Waldvorkommen in anderen Bundesländern oder dem Ausland), wenn es bessere Alternativen gibt. Und diese sind in Hard vorhanden: Eine der größten Kläranlagen des Landes steht in Hard und der Bodensee als Wärmespeicher sprichwörtlich direkt vor der Haustüre. Die ARA Hofsteig (Abwasserreinigungsanlage des Wasserverbands Hofsteig) stellte für uns rasch die Priorität für eine Nutzung dar, da neben guten Bedingungen (Temperatur des Abwassers höher als die Wassertemperatur des Bodensees im Winter bei großen Abwassermengen) auch eine ökologische Verbesserung (durch geringere Wassertemperaturen) im Bereich der Einleitung in die Dornbirner Ache zu erwarten ist. Eine weitere Ausbaustufe bzw. ein weiteres Nahwärmenetz über Seewärme bietet sich ebenfalls an. Auch hierzu wurde bereits eine separate Studie des Landes durchgeführt, die ein entsprechendes Potential für das Gemeindegebiet von Hard ausweist.
Nahezu gleichzeitig – Mitte September 2023 – stellte sich heraus, dass Christian Kloser, der Geschäftsführer der ARA Hofsteig in Hard, bereits eine Studie zur Wärmenutzung in Auftrag gegeben hatte. Mit deren Ergebnis war aber erst ein paar Wochen nach dem geplanten Verkauf zu rechnen. Es entstand ein Dilemma, denn es ergab sich die Gefahr, dass mit der Errichtung eines Biomassekraftwerks das Potential der ARA für die kommenden Jahrzehnte aus wirtschaftlicher Sicht nicht genutzt würde.
Es ist dem Einsatz von Grünes Hard und insbesondere unserem Gemeindevorstand Philipp Erhart und dem ehemaligen Gemeindevorstand Peter Bildstein zu verdanken, dass die Studie der ARA bei der Ausschreibung doch noch berücksichtigt wurde.
In einem leidenschaftlichen Plädoyer setzte sich Peter Bildstein in der Gemeindevertretungssitzung vom 28. September 2023 dafür ein, den Verkaufsprozess um die Option ARA-Wärmenutzung zu erweitern, indem der Verkauf der Anteile der Gemeinde an der Gesellschaft an ökologische Kriterien geknüpft würden und die bisherigen Anbieter, die zum Teil schon zurückgezogen haben, über dieses Potential informiert werden und auf dieser Grundlage ein neues Angebot machen dürfen.
Dieser Vorschlag wurde in der Gemeindevertretung einstimmig befürwortet und somit noch in letzter Minute ein drohendes Fiasko mit der sinnlosen Verbrennung wertvoller Biomasse in Hard verhindert.
Die Anbieter wurden in der Folge über die neue Option verständigt und gaben neue Angebote ab. Im Februar 2024 lagen vier Angebote auf dem Tisch, wovon sich zwei Angebote auf die Nutzung der ARA-Wärme bezogen. Zudem waren diese Angebote auch finanziell vorteilhafter als die verbliebenen Angebote zu Biomassekraftwerken. Damit stand einer ökonomisch, wie ökologisch sinnvollen Lösung nichts mehr im Wege.
Ein weiterer Ausbau des Nahwärmenetzes ist in Planung, die technischen Voraussetzungen für eine entsprechende Versorgung durch die ARA-Wärme ist rechnerisch nachgewiesen, wobei eine Aufstockung der Kapazität bereits eingeplant ist. Mehr Details können unter www.vkw.at/nahwaerme-hard abgerufen werden.
Grünes Hard ist mit dem Verkauf der Nahwärme Hard an die illwerke vkw AG überzeugt, dass damit ein neues Kapitel der ökologischen Wärmeversorgung in Hard aufgeschlagen wird.
Aus unserer Sicht ist dies jedoch erst der Anfang. Mit dem Bodensee liegt ein großer Wärme-Schatz direkt vor unseren Haustüren, den es zu heben gilt.