Wohlige Wärme aus dem Bodensee
Aktuelle Energiekrise zeigt deutlich die Notwendigkeit von Lieferanten fossiler Energieträger rasch unabhängig werden zu müssen
Die aktuelle Energiekrise zeigt uns deutlich, dass wir uns rasch von den Lieferanten fossiler Energieträger unabhängig machen müssen. Aber auch die Klimakrise erfordert entschlossenes Handeln und die Reduktion von CO2-erzeugenden Brennstoffen zur Erzeugung von Strom und Wärme.
Mit dem Bodensee liegt ein attraktives Naherholungsgebiet direkt vor unserer Haustüre. Nicht direkt sichtbar ist jedoch der große Schatz, der in ihm verborgen ist – ein gigantischer Energiespeicher – der Wärme in die Haushalte der HarderInnen bringen kann.
Die thermische Nutzung von Bodenseewasser ist keine Neuheit, denn die ersten Anlagen zur Nutzung der Seewärme wurden schon in den 1930er Jahren gebaut und versorgen zum Beispiel die Kantonsschule Romanshorn in der Schweiz mit Wärme.
Wie funktioniert die Nutzung von Seewärme?
Im unten gezeigten Beispiel wird Seewasser aus 20 bis 40 Metern Tiefe gefasst und zu einer Seewasserzentrale gepumpt. Das entnommene Wasser hat je nach Jahreszeit eine Temperatur zwischen 4 und 10°C. In einem Wärmetauscher wird die Wärmeenergie des Seewassers auf einen Sekundärkreislauf übertragen. Das thermisch genutzte Seewasser, das eine geringere Temperatur als das entnommene Wasser hat, wird per Rückgabeleitung in den See zurückgeführt.
Im Sekundärkreislauf zirkuliert das Wasser in einem geschlossenen Kreislauf, der unterschiedliche Wärmebezieher (und gegebenenfalls auch Wärmequellen, z.B. Industrie etc.) miteinander verbindet. Dies wird auch als sogenannter Energieverbund bezeichnet. In der dargestellten Variante als Niedertemperaturverbund wird das Temperaturniveau des Transportmediums dezentral, d.h. am Ort des unmittelbaren Wärmebedarfs, mittels Wärmepumpen auf das jeweils benötigte Niveau erhöht und damit Heizwärme oder Warmwasser bereitgestellt.Vorteilhaft wäre es, das bestehende Nahwärmenetz mit dem Wärmeverbund zu verknüpfen, was technisch lösbar ist (z.B. durch Anhebung des Temperaturniveaus etc.). Übrigens – auch eine Kühlung von Gebäuden im Sommer ist realisierbar.
Grafik angelehnt an „Wärme- und Kältenutzung aus dem Bodensee“, Leitfaden des Kantons Thurgau
Welche Effekte hat die Nutzung von Seewärme auf den Bodensee?
In mehreren Studien wurde untersucht, welche Effekte die breite Nutzung von Seewärme auf den Bodensee hätte. Der Entzug von Wärme aus dem Wasserkörper bewirkt eine Abkühlung des Bodensees. Das große Wasservolumen des Bodensees würde es ermöglichen, sämtliche Anwohner des Bodensees mit Wärme zu versorgen, wobei sich das Wasser um lediglich 0,2 Grad abkühlen würde. In Anbetracht der Klimaerwärmung, die sich auf das Ökosystem des Sees weiter auswirken wird, ist die Nutzung von Seewärme daher vorteilhaft. Die zu errichtenden Bauwerke, wie Rohrleitungen und Pumpenstationen sind naturgemäß unter Berücksichtigung des strengen Schutzes von Flora und Fauna am Bodenseeufer und Seegrund zu errichten. Auch dies ist technisch umsetzbar.
Wie soll es aus Sicht von Grünes Hard weitergehen?
Wir setzen uns dafür ein, dass die Nutzung von Seewärme auch in Hard geprüft wird, denn die günstige Lage des Siedlungsgebietes direkt am Bodensee legt die Nutzung dieses Potentials sprichwörtlich nahe. Dabei soll unter Berücksichtigung des bestehenden Nahwärmenetzes und der möglichen Verbindung mit den Wärmenetzen der Nachbargemeinden eine Verknüpfung von Wärmequellen im Sinne eines Energieverbundes angestrebt werden. Aus unserer Sicht handelt es sich bei diesem Projekt um einen wesentlichen Meilenstein zur klimaschonenden und zukunftssicheren Versorgung der Harder Haushalte und Betriebe mit Wärmeenergie. Wir werden daher das Thema Seewärme in den entsprechenden Gremien (e5-Team, Umweltausschuss etc.) lancieren und mit Nachdruck die Prüfung der Machbarkeit weiterverfolgen.